Ich erinnere mich gerne an mein erstes Parfüm. Ich hatte es von meiner Patin zum Geburtstag geschenkt bekommen – ich kann nicht viel älter als 12 gewesen sein – und fühlte mich plötzlich unglaublich erwachsen. Natürlich war ich davon überzeugt, dass es sich bei meinem Priscilla Presley Duft (einer dieser günstigen Hollywoodstar-Düfte aus der Drogerie, die man in keiner respektablen Parfümerie finden würde) um höchste Parfümkunst handelte. Klar hatte ich bisher mit den Chanel-, Guerlain- und Givenchy-Parfüms meiner Mutter herumgespielt (sicherlich zu ihrem grossen Vergnügen ;-)), aber dieser kleine und wohlgeformte Flakon gehörte nur mir alleine und war somit einzigartig und wundervoll. Viele mittelprächtige Düfte folgten in meiner Teenagerzeit auf Priscilla Presley, aber ich kann mich an keinen davon mehr erinnern. Wie der erste Kuss bleibt ein erstes Parfüm unvergessen.

Scarlett von Cacharel hat diesen „mein erstes Parfüm“ Zauber. Nein, der Flakon, die Verpackung, die Kampagne – alles an Scarlett schreit förmlich „mein erstes Parfüm“.

Der Flakon ist aber auch wunderschön. Er mutet an wie etwas, das im Teenagerzimmer der Jahrhundertwende (die vorletze, nicht die letzte!) hätte stehen können, mit seinem schneeweissen Deckel, verziert mit blumigen „Schnitzereien“. Vintage Teenagerchic würde ich das nennen – sehr hübsch und sehr zeitgemäss. Im Kontrast mit dem unschuldigen Weiss unterstreicht das Pink der verpackung und des Eau de Toilettes die Mädchenhaftigkeit des Duftes. Hervorragend!

Der Flakon macht natürlich neugierig auf den Duft, die Erwartungen sind klar: Süss, blumig, unschuldig. Und in der Kopfnote ist Cacharel Scarlett genau das, wenn auch etwas lauter als erwartet und mit vielen fruchtigen Noten. Die Fruchtigkeit stellt sich aus einer Birnen- und einer Zitronennote zusammen; sehr süss, nicht gerade unaufdringlich, aber kein Problem für einen jungen Duft. Diese knallige und pinke Stufe dauert nur etwa 10 Minuten und dann rieche ich nur noch eines: Zitronentee. Lieblichen und dezenten Zitronentee. Dies ist meine Interpretation, denn Cacharel listet eigentlich neben Zitrone auch noch Jasmin und Geissblatt als Herznote und Sandelholz und Honig als Basisnote auf. Aber meine Nase hat sich bei der Zitrone niedergelassen und fühlt sich dort recht wohl.

Ich bin bald 29 Jahre alt, und meine Teenagerzeit habe ich längst hinter mir gelassen. Trotzdem haben dieser mädchenhafte Duft und sein herrlicher Flakon es mir angetan. Nach einer süssen Explosion von Früchten und Blumen bleibt ein wunderbar tragbares Eau de Toilette zurück, das sich hervorragend für den Frühling und den frühen Sommer eignen wird. Und das hübsche Fläschchen wird sich prima in meinem Badezimmer machen.

Verfasst in der Kategorie: Fragrance von Gabi am 3. Januar 2010
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