Ich war ja letzten Monat beim Luca Turin-Vortrag an den Globus Beauty Days und der ausgesprochene Parfümliebhaber hat mich dort beim Apéro einem jungen italienischen Parfümeur vorgestellt: Giovanni Sammarco. Giovanni ist wohl einer der sympathischsten Typen, die ich je getroffen habe. Super fröhlich und aufgeschlossen und ein riesiger Fan der Schweiz. Er kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Weil er die Schweiz so liebt, hat er ein kleines Schweizer Dorf als Standort für sein Parfüm-Labor auserwählt. Er war gerade von einer Parfüm-Messe zurückgekehrt, wo er seine Düfte zusammen mit kleinen Schweizer Holzkühen präsentiert hatte. Und die Verpackungen seiner Düfte zieren die Farben der Schweizer Landesflagge. Und zwar nicht die ungefähren Farben. Er verwendet das exakt gleiche Rot, das in der Schweizerfahne benutzt wird. Dieser italienische Parfümeur ist ganz klar schon jetzt ein besserer Schweizer, als ich es je sein werde. Er versprach mir, Proben seiner vier Düfte zu schicken, und ich war natürlich gespannt. Zurecht.

Bond-T (140 Franken) ist für mich etwas komplett Neues und gibt mir auch gleich zu verstehen, was mich bei Sammarco erwartet. Das sind richtige Parfüms für Menschen, die richtige Parfüms mögen. Ich liebe Jo Malone, aber die leichten, luftigen Colognes haben nichts mit Parfüm im ursprünglichen Sinn zu tun. Viele Düfte, die wir heute lieben, wirken unglaublich leicht, wenn man sie mit Klassikern wie Chanel N°5 etc. vergleicht. Früher waren Parfüms meistens schwer und üppig. Sie markierten ihre Präsenz. Heute wollen viele von uns einfach gut, aber eher dezent riechen. Bond-T macht sofort eine Ansage: Hier bin ich. Reichhaltig, schwer, würzig und essbar. Unglaublich. Erst kann ich den Duft überhaupt nicht einordnen, bis ich Giovannis Beschreibung lese: Er wollte den Geruch einer Schokoladenfabrik einfangen. Und dann rieche ich es: Kakao, Pralinen, Kaffeenoten, Lakritze. Das Ganze riecht edel und irgendwie sexy, nicht süss oder kindisch. Ich finde Bond-T absolut betörend, dunkel und völlig anders als alles, was ich bisher gerochen habe. Kreiert wird der Effekt mit Kakao, Patschuli, Osmanthus und Tabak. Unglaublich cool. Muss man gerochen haben.

Ariel (140 Franken) ist da etwas traditioneller. Für Giovanni ist Ariel die „physische und spirituelle Vorstellung einer Frau“. Ein grüner, pudriger Blumenduft, der leuchtet und strahlt, dessen Blütennoten aber angenehm geerdet werden. Und dann ist da noch eine crèmige, irgendwie fast butterige Note, die ich nicht einordnen kann. Eine komplexe Komposition mit Mandarine, Ingwer, Engelwurz, Tuberose, Jasmin, Osmanthus, Veilchen und Rosen, Sandelholz, Schwertlilie, Davana und einem Hauch Tabak. Die Blumen sind ein bisschen zu weiss für mich, ABER die meisterhafte Komposition überzeugt mich trotzdem und zieht mich in ihren Bann. Auch Ariel ist ein Duft, den ich so noch nie gerochen habe.

Alter (160 Franken) hat bei mir erstmal einen schweren Stand, denn es dreht sich bei diesem Duft alles um eine strahlende, selbstbewusste Jasmin-Note. Und Jasmin ist so gar nicht mein Favorit. Aber irgendwie schafft es Giovanni, mich mit der hübschen Blume zu versöhnen. Rose, Mimose und Weihrauch bringen nämlich alle faszinierenden Facetten der Jasmin-Note zum Vorschein. Plötzlich rieche ich milchige Akzente, tierische Noten und Lebkuchengewürze? Der Duft ist ein kleines bisschen altmodisch und überzeugt mit einem schönen, angenehmen Abgang. Ein sehr interessantes Parfüm und ein Muss für Jasmin-Fans!

Vitrum (140 Franken) ist der zarteste Duft von Sammarco. Giovanni hat ihn für eine Journalistin, die Vetiver liebt, kreiert. Er kombiniert den Vetiver mit Rose und schwarzem Pfeffer für einen Duft, der mit erdigen Akzenten und Kräuternoten beginnt, dann sehr luftig und dezent wird, bis er sich in einem sanft rauchigen, leckeren Abgang niederlässt. Auch dieser Duft ist extrem ungewöhnlich und ich habe noch nie etwas Ähnliches gerochen. Aber das trifft eigentlich auf alle vier Sammarco Kreationen zu. Und ist das nicht wunderbar? Es macht unglaublich viel Spass, endlich mal wieder etwas Anderes und Neues zu riechen. Und für 140–160 Franken bekommt man einen Duft, der riecht wie kein anderer in der persönlichen Parfümsammlung. Endlich kann man mal anders riechen und sich von der Masse abheben. Herrlich.

Bezugsquellen für die Sammarco Düfte findet Ihr hier. Alle Düfte sind online erhältlich und es gibt ein Set mit Proben aller Düfte für 30 Franken.

Verfasst in der Kategorie: Fragrance von Gabi am 9. November 2016
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